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Korrosionsstabile textilbasierte Solarzellen (KorTeSo)

Projektleiter:              Dr. Steffi Sensfuß
Projektnummer:        BMBF, 16SV4044
Laufzeit:                      01.05.2010 – 31.07.2013
Projektpartner::         Institut für Angewandte Physik der JLU Gießen

 

Aufgabenstellung

Der Markt für Sensorik & Mikrosysteme zeigt derzeit hohe Zuwachsraten. Aufgrund des Kostendruckes im Gesundheitswesen besteht ein Bedarf an intelligenten, mobilen Lösungen für modernes Gesundheitsmonitoring in den Feldern Ambient Assisted Living, mHealth, Smart Home, Sportdiagnostik, Telemedizin, Vitalfunktionsüberwachung und elektronische Textilien. All diese Anwendungen benötigen eine mobile, weitgehend autarke Energieversorgung, die leichtgewichtig & einfach textil integrierbar ist. Eine Variante dafür ist Photovoltaik. Derzeit existieren lediglich erste Beispiele, Solarzellen auf das Textil aufzusetzen. Wirklich intrinsisch textilbasierte Solarzellen sind daher ein völlig neuer Lösungsansatz. Ziel des Projektes war eine explizit textilbasierte Farbstoffsolarzelle, wofür korrosionsstabile Filamentelektroden benötigt werden (inkompatibel sind z. B. Ag Metallisierungen auf den Filamenten und J-/ J3- als übliche Elektrolytkomponente).

Ergebnisse

Im Unterschied zu klassischen Farbstoffsolarzellen war der Ansatz des BMBF-Verbundprojektes

  • textile Substrate statt Glas
  • elektrochemisch aus Lösung abgeschiedenes Zinkoxid statt TiO2 (mittels Siebdruck/ Rakeln) ohne den bei TiO2 üblichen Sinterschritt
  • galvanisch oder durch Tauchbeschichtung abgeschiedenes Platin statt Sputtern
  • Iodid/Triiodid-freie organische Lochleiter-basierte Festelektrolyte (oder Co2+/Co3+ Gelelektrolyte) auf versilberten Polyamidfäden (Konzept A) bzw.
  • J-/ J3- - haltige, nitrilfreie hochviskose Gelelektrolyte statt nitril-basiertem Flüssigelektrolyt auf mit Ventil-metallen passivierten leitfähigen Filamenten (Konzept B)

Schwerpunkt des TITK-Teilprojektes war die Fest- & Gelelektrolytentwicklung sowie die Zellprozessierung.

In Modellzellen mit elektrochemisch präparierten ZnO-Filmen auf FTO-Glas wurde mit spiro-MeOTAD als Lochleiter ein Wirkungsgrad hAM1.5 von 1.38% bzw. 1.78% (100 bzw. 47 mW/cm2) erzielt (auf ZnO-freien Referenzproben mit FTO-Glas/TiO2 4.69%). Faden-Faden-Solarzellen auf Ag-Draht/ZnO mit neuartigem Iodid/Triiodid-freien Co2+/Co3+ Gelelektrolyt ergaben eine Effizienz von hAM1.5 = 0.98%. Es gelang erstmals ein voll-textiler Demonstrator realisiert als funktionierendes Solargewebe mit versilberten Polyamidfilament-Elektroden und dafür neu entwickeltem Iodid/Triiodid-freiem Co2+/Co3+ Gelelektrolyt (hAM1.5 = 0.63%, Zellen & Elektrolyt noch nicht optimiert). Faden-Faden-Solarzellen auf Ta-Draht/ZnO mit Iodid/Triiodid-haltigem, nitrilfreien Gelelektrolyt lieferten hAM1.5 = 1.79%. Ein Modul aus 10 derartigen Faden-Faden Zellen verschaltet in Serie ergab brutto hAM1.5 = 0.91% (6.1 V im Sonnenlicht). Alle Zellen wurden an Luft prozessiert. Es erfolgten Technologieversuche zum Up-Scaling an einer Fadenbeschichtungsanlage.

Anwendung

Der Vorteil von textilen Substraten ist, sie sind aufgrund ihrer extremen mechanischen Belastbarkeit sehr robust, flexibel & nachgiebig, leicht, preiswert und gut verfügbar. Fasern kann man verweben, verstricken, verflechten, versticken oder anderweitig textil verarbeiten, so dass eine große Vielfalt 2-dimensionaler oder 3-dimensionaler Strukturen möglich ist, die für Photovoltaik-, Light-Harvesting-, Sensorik- oder Aktorik-Applikationen integriert in elektronische Textilien & Smart Textiles höchst interessant sind.

                               institut Thüringen-Vogtland e.V., TU Clausthal