Der prominente Grünen-Politiker diskutierte mit TITK-Direktor Benjamin Redlingshöfer über die Rahmenbedingungen für die wirtschaftsnahe Forschung und die Herausforderungen einer textilen Kreislaufwirtschaft.
Europapolitik findet nicht nur in Brüssel und Straßburg statt, sondern gerade auch vor Ort in den Regionen. Reinhard Bütikofer ist seit 2009 Mitglied des Europa-Parlaments und hat Thüringen als regionalen Schwerpunkt gewählt: Hier ist der einstige Bundesvorsitzende von Bündnis 90/ Die Grünen und langjährige Vorsitzende der Europäischen Grünen Partei noch Mitglied des Erfurter Kreisverbandes und betreibt auch ein Büro in der Thüringer Landeshauptstadt. Am Freitagnachmittag führte ihn sein Weg zum Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung (TITK) in Rudolstadt.
Im Gespräch mit dem geschäftsführenden Direktor Benjamin Redlingshöfer ließ sich Bütikofer erläutern, wie die TITK-Gruppe aufgestellt ist und wie das vor allem in Mitteldeutschland erfolgreiche Geschäftsmodell der nicht grundfinanzierten wirtschaftsnahen Forschung funktioniert. Ein großes Thema, „mit dem sich auch ein Fenster für Investitionsentscheidungen öffnet", sprach der TITK-Direktor anschließend an: die textile Rücknahmeverordnung der EU ab 2025. „Damit wird die Etablierung einer vollständig nachhaltigen Textilwirtschaft stark vorangetrieben", betonte Redlingshöfer.
So sei das Recycling von Mischtextilien bereits jetzt die zentrale Herausforderung der Textilbranche. In den nächsten fünf bis zehn Jahren werde sich hier über die gesamte textile Kette ein enormes Investitions-, Umsatz- und Arbeitskräftepotenzial auftun. Am TITK sieht man sich für diese anstehenden Herausforderungen bestens gerüstet: Die fast 90-jährige Cellulose-Kompetenz am Standort Schwarza kommt hier voll zum Tragen, ist sich der Institutsleiter sicher.
Einen konkreten Einblick in die Forschungs- und Entwicklungsarbeit des TITK bei der Erzeugung und Funktionalisierung von Celluloseregeneratfasern erhielt Reinhard Bütikofer im Küttner-Technikum. Philipp Köhler, stellvertretender Leiter der Abteilung Native Polymere und Chemische Forschung, erläuterte ihm, wie die besonders nachhaltigen Lyocellfasern entstehen. Anschließend lernte der Europaabgeordnete auch das Start-up Circ DE kennen, das sich mit dem Recycling von Textilien zu neuen kreislauffähigen Fasern befasst. Erst tags zuvor hatte Circ DE die finale Pitch-Runde des Thüringer Technologiewettbewerbs "Get started 2gether" erfolgreich gemeistert und kooperiert nun - wie drei andere neue Gründerteams auch - mit dem TITK.