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45 Jahre im Dienst der Textilforschung

Ein solches Berufsjubiläum gab es am TITK vermutlich noch nicht allzu oft: Gerald Ortlepp, Leiter des Textiltechnikums, stand am 1. September 2021 genau 45 Jahre im Arbeitsleben. Zu diesem seltenen Anlass überbrachten der geschäftsführende Direktor des TITK, Benjamin Redlingshöfer, und der Leiter der Abteilung Textil- und Werkstoff-Forschung, Dr. Thomas Reußmann, die herzlichsten Glückwünsche. Verbunden damit war ein Strauß Blumen, ein guter Tropfen und ein Gutschein im Wert von 600 Euro.

Am 1. September 1976 hatte Gerald Ortlepp seine Ausbildung zum Facharbeiter für chemische Produktion im damaligen Chemiefaserkombinat Schwarza begonnen. Nach zwei Jahren war der Facharbeiterbrief geschafft, und der gebürtige Rudolstädter wurde an der Arbeiter- und Bauern-Fakultät in Halle auf ein Auslandsstudium vorbereitet. Im Schnelldurchlauf hieß es binnen zwölf Monaten Tschechisch lernen und das Abitur machen. Dann ging es vier Jahre an die Technische Universität nach Liberec. Als frisch gebackener Diplom-Ingenieur für Textil und Konfektion kehrte Gerald Ortlepp 1983 zurück nach Schwarza und startete seine berufliche Karriere in der zentralen Forschungsabteilung des Chemiefaserkombinats. Mit seiner Spezialisierungsrichtung Spinnerei hatte er hier bereits damals alle Möglichkeiten.

Als wissenschaftlicher Mitarbeiter befasste er sich hauptsächlich mit der textilen Verarbeitung von Modalfasern zu Garnen, entwickelte mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Ausgangsstoffe für neue Produkte oder suchte neue Anwendungsfelder. Zur Wendezeit wurde das Kombinat zerschlagen. Doch dank Neugründung des Thüringischen Instituts für Textil- und Kunststoff-Forschung gelang den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Forschung vor genau 30 Jahren ein nahezu nahtloser Übergang. „Mein Arbeitsschwerpunkt verlagerte sich nach und nach auf textile Halbzeuge, die als Faserverbundwerkstoffe zum Einsatz kommen“, erinnert sich Ortlepp. Zunächst erforschte man in seiner Abteilung die Verarbeitung von Naturfasern, dann Hochleistungsfasern wie Aramid oder Carbon. Heute geht es mehr denn je um einen nachhaltigen Einsatz aller Materialien, weshalb auch neue Einsatzgebiete für Flachs, Hanf oder Wolle wieder in den Fokus rücken. „Und natürlich spielt das Recycling und die Wiederverwertung bei jeder Forschungsarbeit eine wichtige Rolle“, sagt Ortlepp.

Mit seinen 62 Jahren kann sich der Textilingenieur, der bereits viele Jahre in Uhlstädt lebt, inzwischen langsam auf den wohlverdienten Ruhestand freuen – so möchte man meinen. Weit gefehlt: „Es muss schon noch ein paar Jahre weitergehen“, lächelt Ortlepp. Eines hat er in all den Berufsjahren gelernt und gibt das Jüngeren auch gern als Ausbilder mit auf den Weg: „Das Wichtigste ist, sich ständig neues Wissen anzueignen. Das ist das wichtigste Kapital, das man haben kann.“

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Der geschäftsführende Direktor des TITK, Benjamin Redlingshöfer (rechts), und der Leiter der Abteilung Textil- und Werkstoff-Forschung, Dr. Thomas Reußmann (links), überbringen Gerald Ortlepp die herzlichsten Glückwünsche.
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Heute geht es mehr denn je um einen nachhaltigen Einsatz aller Materialien, weshalb auch neue Einsatzgebiete für Flachs, Hanf (Bild) oder Wolle wieder in den Fokus rücken.
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Gerald Ortlepp im Gespräch mit TITK-Direktor Benjamin Redlingshöfer.